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Es faszinierte mich schon damals, wie sich wildfremde Autofahrer grüssten. Das war man nur von Motorradfahrern gewohnt (die es heute nicht mehr tun, da es zu viele von Ihnen gibt). Aber alle Saab 900er Fahrer taten es und tun es noch immer. Leider bekommt man nicht mehr oft die Möglichkeit dazu. Saab 900 Fahrer sterben aus, aber nicht alle....

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Das Saab Cabrio scheint den Einheitsbrei zu fürchten wie der Teufel das Weihwasser; seine Favoriten sind die leicht Extravaganten und Individualisten, allerdings nicht die Spinnerten. Die Ursachen dafür müssen wohl irgendwie mit der Geschichte des Saab im allgemeinen und des Cabrios im besonderen zusammenhängen.

Da die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg erst mal von Kampfflugzeugen die Nase gestrichen voll hatten, suchte die Schwedische Flugzeug Aktiengesellschaft in Trollhättan nach neuen Herausforderungen. Beinahe wären allerdings statt der Autos Aluminium-Boote vom Band gerollt. Welch ein Glück, dass sich niemand nennenswert für die Schiffchen interessierte - die Pläne konnten schnurstracks in Richtung Automobil gehen.

Aus der Not also zur Tugend gereift, erhielt ein ehemaliger Flugzeugkonstrukteur den Auftrag. ein "anspruchsloses und billiges" Auto zu bauen. Bei dieser Vaterschaft ist es kein Wunder. dass der Ur-Saab einem Tragflächenprofil nicht unähnlich sah. So ungewöhnlich die Anfänge des Automobilbaus. so Saab-typisch auch die Kreation des ersten Cabrios. Anfang der 80er Jahre stockte der Cabrio-Markt in den USA. Die Gedanken des dortigen Saab-Chefs an einen offenen Saab scheiterten an der Karosserieform des einzig möglichen zweitürigen Basisfahrzeugs: Ein aufgeschnittener Saab 900 mit Schrägheck hätte vielleicht in der Geisterbahn die Menschen erschrecken. doch kaum die Herzen der amerikanischen Openairfans erobern können.

Also musste etwas gänzlich Neues her. Doch wie die hohen Herren jenseits des grossen Teichs davon überzeugen, dass ein Cabrio nicht als profaner Aufschnitt, sondern als neu kreierte Pastete serviert werden soll? Wieder wird aus der Not eine Tugend: Lieferengpässe bei Limousinen zwingen Saab, ihrer US-Vertretung für 1982 die weniger gängigen 900 Sedan aus dem Werk in Uusikaupunki in Finnland wie Sauerbier anzupreisen. Das ist die Chance der Amerikaner: Kein Problem, aber nur, wenn sie als Cabrios geliefert werden! Schocktherapie. Und gleich noch eins draufgesattelt: Wer könnte das Dach liefern, zumal nur ein 30.000-Dollar-Budget für dessen Entwicklung zur Verfügung steht?

In der American Sunroof Company (ASC) findet sich ein deutschstämmiger Konstrukteur mit einem Händchen fürs Knifflige, der sich trotz aller Vorbehalte zu diesem nicht gerade gewinnverdächtigen Projekt gewinnen lässt. Noch kein Jahr später debütiert das Saab Cabrio auf der lAA in Frankfurt mit dem Dach der ASC. Bei Publikum und Presse besteht es den Test. Nur schade, dass bei Saab niemand weiss, wann der offene 900er geliefert werden kann. Dazu bedarf es glücklicherweise keiner weiteren Husarenstreiche: Ab April 1984 geht das Saab Cabrio in Finnland in Serie, erreicht allerdings erst zwei Jahre später die Bundesrepublik.

Für die heute kleine, aber feine Saab-Cabrio-Gemeinde ein denkwürdiger Tag. Sie zählte 1993 hierzulande nur knapp 2700 Seelen. Heute werden es wohl weniger sein. Obwohl zur Zeit viele aus dem Ausland wieder nach Deutschland finden. Fast jeder könnte also jeden kennen, das ist vielleicht auch der Grund, warum sie sich bei einer Begegnung auf der Landstrasse besonders freundschaftlich grüssen. Überhaupt scheinen die meisten Fahrer des offenen Saab etwas anders geartet als ihre sonstigen Cabrio-Kollegen. Erst kommt für sie Saab, dann Saab, dann immer noch Saab. Das Cabrio gehört zur Familie, nein, nicht nur zur Saab-Familie, sondern auch zur eigenen.

Wer es kauft, sucht in ihm den unverwechselbaren Charakter des offenen finnischen Schweden. Die eigenen Wünsche nach Individualität und einer selbstbestimmten Lebensart werden durch die Persönlichkeit des Saab Cabrios noch unterstrichen. In ihm wird ein Auto gesehen, das nicht in irgendeine Schublade passt oder in der Masse verloren geht. Dass es "kein Image" besitzt, stellen seine Fahrer sogar mit einem gewissen Stolz fest. Wer sich zur Saab-Gemeinde zählt, tut dies ohne grosses Brimborium. Was geht's den Nachbar an? Aus dem offenen Saab wird bei allem Komfort und aller Luxusausstattung noch lange kein Statussymbol.

Die Frage steht für seine Liebhaber ganz anders: Lässt sich der Traum vom Saab Cabrio verwirklichen oder nicht?